Geschichte über Blödheit (1)
Jüngst traf ich in einer bekannten hessischen Flughafen- und Bankenstadt an
einem mittelmässigen Strom in einer mittelmässigen Fußgängerzone einen
mittelmässigen ehemaligen Schulnebenmirsitzer, der sogleich auch losplapperte.
Sein Leben war in den vergangenen 35 Jahren angefüllt mit überbordendem Erfolg
(Studium, Betrieb übernommen, Heirat, Haus, Investment, „in die Politik gegangen“, etc)
Dann (das hatte ich befürchtet): „Was machst denn Du eigentlich?“ – „Oh, ich
habe meine ausgelassene Fröhlichkeit kultiviert…“ – „HaHa!“ – „Nein, nur ein
Scherz. Ich mache Kunst …“ – (Pause) „Na…kann man denn davon leben?!“ –
(Pause) „Nein, natürlich nicht! … hab’aber nach dem Abi sogleich meinen
Bausparvertrag auf der Pferderennbahn versechzehnfacht, dann in einigen Fonds
herumspekuliert, nach meiner 4. Ehe fühlte ich mich ausgebrannt und habe dann
mit meiner 5. Frau den Biobauernhof meines Schwagers übernommen, dazu mußte ich
ihn aber erstmal vergiften, naja, und dann die Sorgen ob meiner hochbegabten
Brut, die einem wirklich elendlich auf den Sack gehen kann, wenn man sie beim
Hochseefischen überhaupt unter Kontrolle hält, naja, das mit den Polopferden
macht zum Glück meine…“ War es mir doch entgangen, das er sich schon längst
wortlos verabschiedet hatte. Für meinen filigranen, sensiblen selbst-tröstenden
Humor hatte er sicher nichts übrig. Schade. Aber vielleicht war er auch nur in
Eile …