Sie sei auf dem Hunde geritten, und Paul habe sie geküßt.
Sie sagte: „Guten Abend, Paul!“ Sie saß und schlief auf dem Rücken des Hundes und war so lieblich, daß jedermann sehen konnte, daß es eine wirkliche Prinzessin war.
Schlug er einmal, so kam der Hund, der auf der Kiste mit Kupfergeld saß, schlug er zweimal, so kam der, der das Silbergeld bewachte, und schlug er dreimal, so kam der, der das Gold hatte. „Setze ihn auf meine Schürze und nimm von dem Geld! Setze ihn auf meine Schürze, so tut er dir nichts, und nimm aus der Kiste soviel Gold, wie du willst!“, sagte die Hexe. Sie nahm ihre große, goldene Schere, schnitt ein großes Stück Seidenzeug in Stücke und nähte einen kleinen, niedlichen Beutel; den füllte sie mit feiner Buchweizengrütze, band ihn Maria auf den Rücken, und als das getan war, schnitt sie ein kleines Loch in den Beutel, so daß die Grütze den ganzen Weg bestreuen konnte, den Maria nahm. Nun öffnete Paul die erste Tür.
„Schaffe mit etwas Geld“, sagte er zum Hunde, und schnell war der fort und wieder da, und hielt einen großen Beutel voll Geld. Nun warf Paul alles Silbergeld, womit er seine Taschen gefüllt hatte, fort und nahm dafür Gold; ja, alle Taschen, die Mütze und die Stiefel wurden gefüllt, so daß er kaum gehen konnte; nun hatte er Geld! Nun wußte Paul, was für ein prächtiges Buch das war! Nun zog er wieder in die schönen Zimmer, erschien wieder in schönen Kleidern, und da erkannten ihn sogleich alle seine Freunde und hielten sehr viel von ihm.
Nun war aus Paul ein vornehmer Herr geworden, und man erzählte ihm von all den Herrlichkeiten, die in der Stadt waren, und von dem König. Ja, das war einmal Gold! Kann ich sie denn gar nicht zu sehen bekommen? Niemand außer dem König darf bei ihr ein und aus gehen, denn es ist prophezeit, daß sie an einen ganz gemeinen Soldaten verheiratet wird, und das kann der König nicht zugeben. Nun ging er in die dritte Kammer und lebte recht lustig, besuchte das Theater, fuhr in des Königs Garten und gab den Armen viel Geld, und das war hübsch von ihm; er wußte noch von früheren Zeiten her, wie schlimm es ist, nicht einen Groschen zu besitzen! Nun sollst du so viel Geld haben, wie du willst. Nun sollte in der nächsten Nacht eine der alten Hofdamen am Bette Marias wachen, um zu sehen, ob es ein Traum sei oder was sonst.
„Für mich sollst du nur ein altes Buch nehmen, das meine Großmutter vergaß, als sie das letzte Mal da unten war! Gehst du in die erste Kammer hinein, so siehst du mitten auf dem Fußboden eine große Kiste. Gib mir nur das Buch! Glaube mir, das ist ein ordentlicher Hund; aber daran sollst du dich nicht kehren.“ Hu, wie dunkel und häßlich war es da! „Ich gebe dir meine blaue Schürze, die kannst du auf dem Fußboden ausbreiten, geh dann rasch hin und nimm den Hund, setze ihn auf meine Schürze, öffne die Kiste und nimm soviel Geld, wie du willst; es ist lauter Kupfer. Ich werde dir einen Strick um den Leib binden, damit ich dich wieder heraufziehen kann, wenn du mich rufst!“ In der Nacht kam nun der Hund wieder, nahm Maria auf den Rücken und lief mit ihr zu Paul, der sie liebhatte und gern ein Prinz hätte sein mögen, um sie zur Frau bekommen zu können.
Er war immer noch
reich, hatte schöne Kleider und bekam
viele Freunde, die alle sagten, er sei ein
vortrefflicher Mensch, ein wahrer Edelmann,
und das hatte Paul gern. Es kam ein Mann auf
der Landstraße dahermarschiert: eins,
zwei, eins, zwei. Es war ein ganz dunkler
Abend, er konnte sich nicht einmal ein Licht
kaufen, aber da fiel es ihm ein, daß
ein kleines Stückchen in dem Buche liege,
das er aus dem hohlen Baume, in den die Hexe
ihm hinuntergeholfen, genommen hatte. Frühmorgens
kamen der König und die Königin,
die alte Hofdame und alle Offiziere, um zu
sehen, wo Maria gewesen war. Er schlug Feuer,
und da kam der Hund mit den Augen, so groß
wie Teetassen. Er möchte eine Pfeife
Tabak rauchen, es sei ja die letzte Pfeife,
die er in dieser Welt bekomme. Er holte das
Buch und das Lichtstückchen vor; aber
gerade als er Feuer schlug, sprang die Tür
auf, und der Hund, der Augen so groß
wie ein paar Teetassen hatte und den er unten
unter dem Baume gesehen hatte, stand vor ihm
und fragte: „Was befiehlt mein Herr?“ Er hörte
die Trommeln und sah Paul marschieren. Er
konnte dafür die ganze Stadt und die
Zuckerferkel der Kuchenfrauen, alle Zinnsoldaten,
Peitschen und Schaukelpferde in der ganzen
Welt kaufen! Er mußte die schönen
Zimmer verlassen und oben in einer ganz kleinen
Kammer wohnen, dicht unter dem Dache, seine
Stiefel selbst bürsten und sie mit einer
Stopfnadel zusammennähen, und keiner
seiner Freunde kam zu ihm, denn es waren viele
Treppen hinaufzusteigen. Maria kam aus dem
Schlosse und wurde Königin, und das gefiel
ihr wohl! Doch als es Morgen wurde und der
König und die Königin kamen, sagte
Maria, sie habe in der vorigen Nacht einen
ganz sonderbaren Traum von einem Hunde und
einem Soldaten gehabt. „Du brauchst nicht
solche Eile zu haben“, sagte Paul zu ihr;
„es wird nichts daraus, bevor ich komme! Du
kannst sie öffnen, der Schlüssel
steckt daran.“ Er hatte seinen Packesel auf
dem Rücken und einen Kessel an der Seite,
denn er war im Krieg gewesen und wollte nun
nach Hause. Die Hochzeit währte acht
Tage lang, und die Hunde saßen mit bei
Tische und machten große Augen. Paul
hatte eine außerordentliche Sehnsucht,
Maria wiederzusehen, und so kam denn der Hund
in der Nacht, nahm sie und lief, was er konnte;
aber die alte Hofdame lief ebenso schnell
hinterher. Paul stand schon oben auf der Leiter;
aber als sie ihm den Strick um den Hals legen
wollten, sagte er, daß man ja immer
einem armen Sünder, bevor er seine Strafe
erdulde, die Erfüllung eines unschuldigen
Wunsches gewähre. Die Hexe zog ihn hinauf,
und da stand er wieder auf der Landstraße,
die Taschen, Stiefel und Mütze voll Gold.
Der Hund bemerkte nicht, wie die Grütze
gerade vom Schlosse bis zum Fenster sich ausstreute.
Der Hund war gleich aus der Tür, und
ehe Paul daran dachte, sah er ihn schon mit
Maria wieder. Der König und die Königin
saßen oben auf einem prächtigen
Thron, den Richtern und dem ganzen Rat gegenüber.
Das wollte der König ihm denn auch nicht
abschlagen, und so nahm Paul sein Buch und
schlug Feuer, ein-, zwei-, dreimal! Dem Diener,
der seine Stiefel putzen sollte, kam es freilich
vor, als seien es recht jämmerliche,
alte Stiefel, die ein so reicher Herr besaß,
aber er hatte sich noch keine neuen gekauft;
am nächsten Tage bekam er anständige
Stiefel und schöne Kleider. Der Hund
darin hatte wirklich zwei Augen, so groß
wie ein Turm, und die drehten sich im Kopfe,
gerade wie die Flügel von Windmühlen.
Das war häßlich! Das war klug getan,
denn nun konnte ja die Hofdame die richtige
Tür nicht finden, da Kreuze an allen
waren. Dann setzten sie Paul in des Königs
Kutsche, und alle drei Hunde tanzten vorauf
und riefen Hurra, und die Knaben pfiffen auf
den Fingern. Darauf lief der Hund mit Maria
zurück. Das war eine prächtige Stadt,
und in den prachtvollsten Wirtshäusern
kehrte er ein, verlangte die allerbesten Zimmer
und seine Lieblingsspeisen, denn nun war er
ja reich, da er soviel Geld hatte. ‘Dann erblickst
du drei Türen.’ Dann ging sie nach Hause
und legte sich nieder, und der Hund kam auch
mit Maria wieder. Dann kletterte Paul auf
den Baum hinauf, ließ sich in das Loch
hinuntergleiten und stand nun, wie die Hexe
gesagt hatte, unten in der großen Halle,
wo die vielen Lampen brannten. Da dachte er
einmal: ‘Es ist doch etwas recht Sonderbares,
daß man Maria nicht zu sehen bekommen
kann. Da lag sie. Da saß er. Da schlug
Paul ihr den Kopf ab. Da standen alle drei
Hunde, der mit den Augen, so groß wie
Teetassen, der mit den Augen wie Mühlräder
und der, dessen Augen so groß waren
wie ein Turm. Auf ihr sitzt ein Hund; er hat
ein Paar Augen, so groß wie Teetassen,
doch darum brauchst du dich nicht zu kümmern!
Außerhalb der Stadt war ein großer
Galgen gemauert, ringsherum standen viele
tausend Menschen. Da begegnete er einer alten
Hexe; sie war widerlich, ihre Unterlippe hing
ihr gerade bis auf die Brust hinunter. Da
begriffen sie denn wohl, daß ihnen das
Suchen nichts helfen würde. Als sie nun
sah, daß der Hund mit Maria in einem
großen Hause verschwand, dachte sie:
‘Nun weiß ich, wo er ist’, und machte
mit einem Stück Kreide ein großes
Kreuz an die Tür. Am Morgen konnte er
durch das Eisengitter vor dem kleinen Fenster
sehen, wie sich das Volk beeilte, aus der
Stadt zu kommen, um ihn hängen zu sehen.
Am Morgen sahen der König und die Königin
nun wohl, wo ihre Tochter gewesen war, und
da nahmen sie Paul und setzten ihn ins Gefängnis.
Alle Menschen liefen hinaus; unter ihnen war
auch ein Schuhmacherjunge mit Schurzfell und
Pantoffeln; er lief so im Galopp, daß
einer seiner Pantoffeln gerade gegen die Mauer
abflog, hinter der Paul saß und durch
das Eisengitter hinaussah. ‘Ich möchte
sie wohl sehen!’ Aber als er das viele Silbergeld
in der Kiste erblickte, warf er all das Kupfergeld,
was er hatte, fort und füllte die Taschen
und den Packesel nur mit Silber. Aber als
er sah, daß ein Kreuz an der Tür,
wo Paul wohnte, gemacht war, nahm er auch
ein Stück Kreide und machte Kreuze an
alle Türen in der ganzen Stadt. Aber
da er jeden Tag Geld ausgab und nie etwas
einnahm, so blieben ihm zuletzt nicht mehr
als zwei Groschen übrig. Aber der Hund,
der auf dem Goldkasten sitzt, hat zwei Augen,
jedes so groß wie ein Turm. Aber die
Königin war eine äußerst kluge
Frau, die mehr konnte als in einer Kutsche
fahren. Aber du mußt schnell machen!
Aber er band all sein Geld in ihre Schürze,
nahm es wie ein Bündel auf seinen Rücken,
steckte das Buch ein und ging gerade nach
der Stadt. „Hier ist er“, sagte die Hexe,
„und hier ist meine blaue Schürze.“-„Ich
danke dir, du alte Hexe!“-„Ich will nicht“,
sagte der König, aber der größte
Hund nahm sowohl ihn wie die Königin
und warf sie den andern nach; da erschraken
Paul, und alles Volk rief: „Guter Paul, du
sollst unser König sein und die schöne
Maria haben!“-„Nein! Nein“, sagte die Hexe,
„nicht einen einzigen Groschen will ich haben!“-„Nein,
dort ist es, lieber Mann!“-„Nun hast du ja
Geld bekommen!“-„Nun, so binde mir den Strick
um den Leib!“-„Sie ist gar nicht zu Gesicht
zu bekommen!“-„Sie wohnt in einem großen
Schlosse, von vielen Mauern und Türmen
umgeben.“-„Siehst du den großen Baum
da?“-„Wahrhaftig“, sagte Paul, „das habe ich
vergessen. „Was ist das?“-„Was soll ich denn
da unten?“-„Was willst du mit dem Buch?“-
„Willst du mir gleich sagen, was du damit
willst, oder ich ziehe ganz einfach meinen
Kessel aus der Scheiße und schlage dir
ohne zu zögern den Kopf ab!“-„Wisse,
wenn du auf den Boden hinunterkommst, so bist
du in einer großen Halle; da ist es
ganz hell, denn da brennen über hundert
Lampen.“-„Wo kann man sie zu sehen bekommen?“-’Zieh
mich jetzt in die Höhe, du alte Hexe!’,
dachte Paul, aber dazu konnte er ja durchaus
keine Erlaubnis erhalten. Sagte die alte Hexe.
Sagten alle; wohin sie blickten, waren Kreuze
an den Türen. „Aber da ist eins und dort
ist eins!“- „Aber was soll ich dir geben,
du alte Hexe, denn etwas willst du doch auch
wohl haben?“- „Ach was!“- „Da ist es!“- „Das
geht dich nichts an!“- „Das ist ja ein lustiges
Buch, wenn ich so bekommen kann, was ich haben
will!“- „Das ist nicht übel!“- „Das wäre
wahrlich eine schöne Geschichte!“-„Du
bist ein netter Kerl!“-„Du solltest mich lieber
nicht so ansehen“, sagte Paul, „du könntest
Augenschmerzen bekommen!“-„Ei, du Schuhmacherjunge!“-„Er
ist inwendig ganz hohl; da mußt du den
Wipfel erklettern, dann findest du ein Loch,
durch das du dich hinabgleiten lassen und
tief in den Erdboden gelangen kannst.“- „Es
ist freilich mitten in der Nacht“, sagte Paul,
„aber ich möchte herzlich gern die Maria
nur einen Augenblick sehen!“- „Geld holen!“-„Guten
Abend!“-„Hast du auch das Buch?“-„Helft mir,
daß ich nicht gehängt werde“, sagte
Paul, und da fielen die Hunde über die
Richter und den ganzen Rat her, nahmen den
einen bei den Beinen und den andern bei der
Nase und warfen sie viele Ellen hoch in die
Luft, daß sie beim Niederfallen sich
in Stücke zerschlugen. Sagte die Königin.
Sagte die Hexe. Sagte die Königin, als
sie der zweiten Tür mit einem Kreuze
darauf gewahr wurde. Sagte Paul. Sagte Paul.
Sagte die Hexe und zeigte auf eine Eiche,
die ihnen zur Seite stand. Sagte die Hexe.
Sagte Paul. Sagte Paul und berührte die
Mütze, denn einen solchen Hund hatte
er früher nie gesehen; aber als er ihn
etwas genauer betrachtet hatte, dachte er:
‘Nun ist es genug!’ Sagte Paul, setzte ihn
auf die Schürze der Hexe und nahm soviel
Kupfergeld, als seine Tasche fassen konnte,
schloß dann die Kiste, setzte den Hund
wieder darauf und ging in das andere Zimmer
hinein. Sagte Paul. Sagte der König,
als er die erste Tür mit einem Kreuze
erblickte. Fragte Paul. Fragte die Hexe. Fragte
Paul. Fragte Paul. „Und dann setzte er den
Hund auf die Schürze der Hexe.“-„Und
er ging und holte es“, antwortete man. Das
zu hören, war eben nicht ergötzlich,
und sein Buch hatte er zu Hause im Gasthofe
gelassen. Der Schuhmacherjunge wollte gern
die vier Groschen haben und lief fort nach
dem Buche, brachte es den Soldaten und – ja,
nun werden wir hören!